Seit 10 Jahren existiert die Fachberatung zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Das Jubiläum wurde zum Anlass genommen, um auf die Highlights des vergangenen Jahrzehnts zu blicken. Stephan Schiele, Geschäftsführer der Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH, eröffnete die Veranstaltung am 22. August in Augsburg. Neben Informationen zu den Anfängen der Anerkennungsberatung betonte Schiele, dass es „zu diesem Zeitpunkt noch keine Formalisierung des vorhandenen Wissens gegeben hat“. Dies änderte sich nach der Veröffentlichung der Studie Brain Waste – Die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen in Deutschland im Jahr 2007.
Die Studie zeigte den Bedarf, Beratungsstrukturen aufzubauen und Betroffene individuell im Prozess des Anerkennungsverfahrens zu begleiten. Als bundesweit erste Fachberatungsstelle nahm die Anerkennungsberatung Augsburg 2008 ihre Arbeit auf und gestaltet seither den Anerkennungsprozess in Deutschland maßgeblich mit. Die Fachberatung bietet individuelle und umfassende Informationen zu Anerkennungsmöglichkeiten, erklärt die Verfahren und Wege ausführlich und unterstützt Ratsuchende an allen Punkten des Anerkennungsverfahrens. Unabhängig vom Status der jeweiligen Antragstellenden können auch Anfragen aus dem Ausland bearbeitet werden. Mittlerweile gibt es deutschlandweit über 170 Beratungsstellen.
„Bei der Vorbereitung zur heutigen Veranstaltung bin ich fast ein wenig nostalgisch geworden“, so Ines Weihing. Die Projektleiterin der Anerkennungsberatung Augsburg ist von Beginn an dabei und konnte einige Highlights der letzten Jahre aufzählen. Neben dem Aufbau der Fachberatung und Schulungen war vor allem die Professionalisierung über die Jahre hinweg ein wichtiger Bestandteil. „Uns war es wichtig, dass wir das gesammelte Wissen den Ratsuchenden so einfach wie möglich zugänglich machen können“, so Weihing. Außerdem spielt die Vernetzung mit den zuständigen Anerkennungsstellen, politischen Akteuren und anderen Beratungseinrichtungen eine entscheidende Rolle. Durch diese Vorgehensweise konnten Anerkennungsprozesse vereinheitlicht und optimiert werden. Das Angebot für Ratsuchende hat sich somit seit 2008 immens verbessert und die Anerkennungsberatung als Fachberatung etabliert.
Anschließend stellte Dr. Birgit Schmidtke vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung Wien die Kernpunkte ihrer Dissertation mit dem Thema Anerkennungsberatung – Anerkennungstheoretische Perspektiven auf eine pädagogisch begründete Fachberatung vor. Die Dissertation befasst sich in einer qualitativen Studie mit dem Thema und bietet eine systematische Beschreibung und Begründung von Anerkennungsberatung als eine sich neu institutionalisierende Fachberatung. Es wurde dargestellt, wie die Anerkennungsberatung als professionelles Unterstützungsangebot für Personen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung gewinnt und gleichzeitig mit rechtlichen und wirtschaftlichen Widersprüchen konfrontiert ist. Dazu hat Dr. Schmidtke Beraterinnen und Berater und koordinierende Stellen befragt. „Alle Befragten haben bestätigt, dass es um die Selbstentwicklung der einzelnen Personen geht. Beratung ist immer ein Bildungsprozess und letztendlich soll jeder nach einem Beratungstermin unabhängiger sein als zuvor“, so die Wissenschaftlerin. Die Voraussetzung dafür sei ein gemeinsames professionelles Selbstverständnis von Anerkennungsberatung als Fachberatung, welches nach außen getragen wird.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und freuen uns auf die nächsten 10 Jahre!